Das Kohärenzgefühl als Ressource

Das Kohärenzgefühl nach Antonovsky ist ein Begriff, der im Zusammenhang mit dem Salutogenesemodell verwendet wird. Der Ansatz der Salutogenese beschäftigt sich mit der Entstehung von Gesundheit; die Frage ist also, welche Faktoren einen Menschen gesund erhalten oder gesund machen können. Es geht also um Gesundheitsförderung.

Damit eng verbunden ist das Prinzip der Ressourcen, also der Kraftquellen, die uns als Menschen zur Verfügung stehen können, um mit möglichen Stressoren – Belastungen – umgehen zu können, ohne durch sie gesundheitlich geschwächt zu werden.

Das Kohärenzgefühl fasst mehrere Faktoren zusammen, die uns als wichtige Ressourcen dienen. Menschen mit einem guten Kohärenzgefühl sind belastbarer, sie sehen schwierige Situationen eher als Herausforderung an,
bei der etwas gelernt werden kann, und nicht als Belastung oder gar Überforderung.

Kohärenzgefühl – was sind die Faktoren?

Kohärenzgefühl bedeutet grob gesagt so viel wie ein Verständnis oder eine Wahrnehmung für die sinnvollen Zusammenhänge im Leben zu haben. Um die folgenden Faktoren zu stärken oder zu entwickeln, kann man durchaus an sich selbst arbeiten. Das betrifft natürlich unsere Psyche, unsere Glaubensmuster, die wir im Laufe des Lebens festgelegt haben, unsere emotionalen und mentalen Konstrukte; also die Art und Weise, wie wir über uns und das Leben mit allen Anteilen denken und wie wir emotional reagieren.

1. Die Verstehbarkeit

Verstehbarkeit bedeutet, dass wir in gewissem Maß ein Verständnis dafür haben oder entwickeln können, warum etwas im Leben genau so ist, wie es ist, warum eine Situation so ist, warum sich Dinge genau so entwickelt haben usw. Wenn wir etwas nicht verstehen können, kann das eine starke psychische Belastung mit sich bringen, beispielsweise wenn es um eine Situation geht, die ganz anders gelaufen ist, als wir es gern gehabt hätten oder erwartet haben. Können wir verstehen warum es so ist wie es ist, können wir viel leichter damit Frieden schließen und die Belastung somit besser verarbeiten.

2. Sinnhaftigkeit oder Bedeutsamkeit

Ein Gefühl für den Sinn des Lebens an sich oder den Sinn von Geschehnissen im Leben zu haben ist äußerst bedeutsam! Sinnlosigkeit kann ein überaus starker Stressor oder Energieräuber sein, der über Depressionen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen führen kann! Den Sinn im Leben und damit in jedem Tag mit seinen Geschehnissen und Herausforderungen kann man nur für sich selbst finden oder entdecken. Für jeden kann er woanders gefunden werden, entsprechend der eigenen Ziele und Bedürfnisse. Und: es gibt ganz sicher verschiedene Blickwinkel, die uns immer neue Sinnhaftigkeiten offenbaren können.

Die Bedeutsamkeit ist genau betrachtet etwas anders gelagert, geht aber in die ähnliche Richtung. Es bedeutet, dass wir auf etwas eine Gewichtung geben. Hat etwas eine Bedeutung für uns, ist auch ein tieferer Sinn dahinter vorhanden, obwohl beides nicht identisch sein muss. Und wenn etwas sinnhaftig ist, hat es automatisch eine Bedeutsamkeit für uns.

Das Gefühl für den Sinn im Leben finden manche Menschen in der Religion oder der Spiritualität. Eine Basis ist sicher auch ein gewisses Maß an Vertrauen in das Leben. Oft kann dieses Gefühl besser entwickelt werden, wenn wir die eigene Vergangenheit und den Verlauf des eigenen Lebens betrachten und feststellen, dass alles immer sehr sinnvoll verlaufen ist und wir vielleicht genau aus dem, was geschehen ist, unsere wichtigen und nötigen Erfahrungen machen konnten. Obwohl wir das in der jeweiligen Situation noch nicht wahrnehmen und verstehen konnten. Das kann Vertrauen in die Sinnhaftigkeit des Lebens fördern, die uns dann wiederum in schwierigen aktuellen Situationen Kraft geben kann.

3. Die Bewältigbarkeit und Handhabbarkeit

Unter Bewältigbarkeit ist der Glaube an unsere eigenen Kräfte und Fähigkeiten und das Vorhandensein weiterer Ressourcen gemeint, mit denen wir unser Leben und beispielsweise eine schwierige Situation bewältigen können, also damit fertig werden und sie meistern können. Auch in diesem Zusammenhang wird die Überzeugung angesprochen, dass wir unser eigenes Leben gestalten können.

Die Bewältigbarkeit ist in gewisser Weise auch das, was als Selbstwirksamkeit bezeichnet wird, sie ist ein sehr wichtiger Faktor für unsere Motivation, etwas zu tun. Ohne das Gefühl, etwas meistern zu können, werden wir es nie in Angriff nehmen!

Glauben wir, etwas nicht gewachsen zu sein, fühlen wir uns überfordert und geraten damit wesentlich schneller in eine Belastungssituation, die unsere Gesundheit letztendlich gefährden kann.

Wichtig bei diesem Punkt ist auch, dass wir uns in dieser individuellen Fähigkeit der Bewältigbarkeit und mit unseren eigenen Grenzen auch einfach annehmen und uns bei Bedarf die entsprechende Unterstützung holen, bevor wir überfordert sind. Wir müssen nicht alles allein bewältigen können! Aber wir können unsere Ressourcen auch ausbauen, uns neue Fähigkeiten aneignen, lernen usw. um das Leben besser bewältigen zu können.